29. August 2023

Allgemeingesundheit und Parodontologie

Welchen Einfluss hat eine Parodontitis auf meine allgemeine Gesundheit?
Allgemeingesundheit und Parodontologie - Zahnarzt Prof. Dr. Hahner Köln

Seit einiger Zeit gewinnen Entzündungsprozesse in der Mundhöhle endlich zunehmendes Interesse seitens der Allgemeinmedizin. Es konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass Wechselwirkungen zwischen parodontalen Erkrankungen und anderen, sehr häufig vorkommenden Krankheitsbildern bestehen.

Dies ist leicht nachzuvollziehen, da bei einer aktiven Parodontitis sowohl typische Bakterien aus der Mundhöhle als auch sogenannte Entzündungsmediatoren (=biochemische Botenstoffe, die bei der Immunantwort des Organismus entstehen) im gesamten Blutkreislauf nachweisbar sind und an verschiedenen Organen Krankheitsreaktionen auslösen oder negativ beeinflussen können.

Wechselseitige Beziehungen zwischen Diabetes mellitus und parodontalen Erkrankungen werden schon seit langem untersucht und beschrieben: Diabetiker erkranken deutlich häufiger und früher an einer Parodontitis, die Schwere der Erkrankung ist gegenüber gesunden Vergleichspersonen erheblich erhöht, und die Heilung nach Parodontalbehandlungen bringt öfter Komplikationen mit sich. Mittlerweile wird die Parodontitis zu den typischen Folgeerkrankungen eines Diabetes gezählt. Weiterhin wurde festgestellt, dass diese Komplikationen hauptsächlich bei Diabetikern auftreten, bei denen der Blutzuckerwert schlecht eingestellt ist, also großen Schwankungen unterliegt.

Parodontitis und Diabetes

Umgekehrt ist auch bekannt, dass bei einer bestehenden parodontalen Erkrankung häufiger Diabeteskomplikationen auftreten; eine Parodontitis ist ein eigener Risikofaktor zum Ausbilden einer Insulinresistenz und damit für das Auftreten eines Typ-II-Diabetes (sog. Altersdiabetes). Eine aktuelle Untersuchung weist sogar nach, dass bei Personen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko (etwa bei Übergewicht oder genetischer Disposition) allein durch die rechtzeitige Diagnose einer Parodontitis mit recht großer Sicherheit frühzeitig auf einen Diabetes geschlossen und somit auch schon sehr früh eine geeignete internistische Therapie begonnen werden kann (Journal of Dental Research, Juli 2011).

Nach erfolgreicher Parodontalbehandlung stellt sich eine Besserung der diabetischen Stoffwechselkontrolle ein. Daraus folgt, dass die Kontrolle und Erhaltung der parodontalen Gesundheit und, wenn notwendig, eine systematische parodontale Therapie zur Betreuung jedes Diabetespatienten gehört. Diese Erkenntnis ist leider noch recht wenig verbreitet. Es wäre äußerst wünschenswert, wenn sich in Zukunft zur besseren Betreuung unserer Patienten eine enge Zusammenarbeit zwischen Internisten/Diabetologen und Parodontologen etablierte.

Parodontitis erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

Der Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz- und Gefäßerkrankungen wie der Atherosklerose, der koronaren Herzkrankheit und als Folge davon dem Herzinfarkt und Schlaganfall wird in den letzten Jahren ebenfalls intensiv erforscht. Die bakterielle Infektion in Zahnfleischtaschen scheint über eine Immunreaktion des Körpers Gefäßveränderungen zu fördern, die zu den oben erwähnten Erkrankungen führen. So nimmt man zur Zeit für Patienten, bei denen aufgrund einer parodontalen Entzündung schon der Kieferknochen erkrankt ist, ein um den Faktor 2-3 erhöhtes Risiko für das spätere Auftreten eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles an.

Allgemeingesundheit und Parodontologie
In unserer Zahnarztpraxis in Köln beantworten wir gerne alle Ihre Fragen rund um Allgemeingesundheit und Parodontologie

Weitere bekannte Risikofaktoren einer Parodontitis:

  • Das Risiko für bestimmte Formen rheumatischer Erkrankungen durch eine unbehandelte, aktive Parodontitis ist um den Faktor 6 erhöht.
  • Neue Untersuchungen geben deutliche Hinweise darauf, dass vor Versorgung mit künstlichen Gelenken (z.B. Knie, Hüfte) zur Vermeidung von Komplikationen bei der Einheilung die Behandlung einer parodontalen Infektion erfolgen sollte.
  • Weiterhin ist bekannt, dass bei parodontal erkrankten Frauen ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt vorliegt.
  • Parodontale Entzündungsherde sind ein Bakterienreservoir, das für die Entstehung von Atemwegsinfektionen (Bronchitis, Lungenentzündung) besonders bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem eine bedeutende Rolle spielen kann.

Fazit

Aus den genannten Beispielen wird mehr als deutlich, dass die Parodontitis kein lokales, rein zahnmedizinisches Problem darstellt: bei einer Parodontitis ist nicht nur das Zahnfleisch erkrankt, sondern der ganze Patient! Von daher ist bei Patienten, die an den oben genannten Allgemeinerkrankungen leiden, eine sorgfältige Parodontalbehandlung, am besten in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt oder Internisten, besonders wichtig.

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